Auf Wiedersehen Alex. Ein Nachruf

- Mai 29, 2017

Unsere erste Begegnung begann im Frühjahr 2009 mit einer handfesten Kontroverse. Kunden-Bonusprogramme seien nur ein anderes Wort für Datenhandel, hatte ich gesagt als wir im ICE zwischen Hamburg und Berlin ins Gespräch gekommen waren. Alexander Kroll hielt dagegen – ich könne doch nicht so pauschal ein legitimes Interesse gerade großer Unternehmen verdammen! Er würde zum Beispiel der Lufthansa durchaus vertrauen, dass diese mit seinen persönlichen Daten angemessen umgehe.

Alexander Kroll studierte in den achtziger Jahren Jura und wurde im Anschluss daran bei der Lufthansa als Luftverkehrskaufmann ausgebildet. Dort war er lange in der Öffentlichkeitsarbeit tätig, bevor er sich mit zwei Kollegen mit einer PR-Agentur selbständig machte.

Körperlich von einer schweren chronischen Erkrankung gezeichnet, baute er in den folgenden Monaten und Jahren nach unserer Diskussion im Zug für unser damals noch sehr kleines Unternehmen auf, was es bis dahin nicht gegeben hatte: eine durchdachte und kontinuierlich weiterentwickelte PR- und Öffentlichkeitsarbeit. Zu diesem Zweck erarbeitete er sich in kürzester Zeit ein umfangreiches Wissen über Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit. „Ich muss die Materie verstehen, wenn ich gut beraten will“, lautete sein Credo.

Die Optik und die Texte unserer Webseiten tragen nach wie vor seine Handschrift, auch wenn sie seither mehrfach neu gestaltet wurden.

Im Laufe der Zeit wurde er mir nicht nur ein unentbehrlicher Ratgeber in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch in strategischen Fragen der Unternehmensentwicklung und der täglichen Kommunikation mit unseren Kunden.

Ende des Jahres 2011 überlebte Alexander Kroll eine weitere gesundheitliche Krise nur sehr knapp und diese ließ seinen Körper noch zerstörter zurück als vorher. Als das Leben ihn zurück hatte tat er, was er immer getan hatte; er kämpfte um so viel Eigenständigkeit wie möglich.

Neben vielem anderen verdanke ich Alexander Kroll auch den Anstoß, PrivCom Datenschutz zu vergrößern, die Führung zu teilen und die kleine Beratungsagentur in ein Unternehmen umzuwandeln. Im Frühjahr 2013 leiteten wir diesen Prozess zusammen mit Martin Hübner ein und Alexander stand uns solange zur Seite, bis die Weichen für den Wandel gestellt waren. Danach beendeten wir schweren Herzens unsere Zusammenarbeit. Meinen Vorschlag, dass er mit vermindertem Umfang weiter für PR-Angelegenheiten zuständig sein sollte, lehnte er ab. Ganz oder gar nicht war sein professioneller Anspruch und dem Ganz stand nunmehr seine gesundheitliche Situation im Weg.

Wir blieben befreundet. Wann immer ich einen Rat brauchte, war er zur Stelle. Wie zuvor auch hörte er zu, fragte nach, provozierte und widersprach, und jedes Ende eines Gesprächs ließ mich mit ein wenig besser geordneten Gedanken zurück.

Als er Ende des letzten Jahres erneut schwerwiegende gesundheitliche Probleme bekam, die eine weitere Einschränkung seiner ohnehin sehr eingeschränkten Möglichkeiten bedeuteten, wollte er nicht mehr weiter leben. In den folgenden Monaten verabschiedete er sich von allen Verwandten und Freunden so, wie er auch gelebt hat. Offen und zugewandt trotzte er bis zu allerletzt dem Leben die schönen Momente ab.

Alexander Kroll starb letzten Freitag am frühen Morgen in einem Berliner Hospiz.

Auf Wiedersehen Alex, du wirst uns immer fehlen.

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